Es gibt ihr niemand ein herbes Wort,
Die Arbeit ist auch nicht zu schwer,
Sie ist nur so lang schon vom Hause fort,
Die Stadt ist ja doch nur irgendein Ort,
Und die Mutter, die Heimat ist mehr.

Da plötzlich Freisein, Reisen, allein!
Ans eilende Fenster geruht,
In das Land, in die Welt, in die Sonne hinein!
Es steigen viel Fremde aus und ein
Und grüßen freundlich und reden so fein
Mit dem Fräulein - Die Welt ist so gut!

Und endlich daheim! Das ganze Haus
Gibt Wärme und Zärtlichkeit.
Die Mutter geht oft in die Küche hinaus,
Und der Vater in seinem Sonntagsflaus
Sieht wie ein später Bräutigam aus
Vor froher Verlegenheit.

Und sie bleiben beisammen bis tief in die Nacht
Und wissen einander so viel,
Und morgens, ehe der Gast erwacht,
Hat schon der Vater Feuer gemacht
Und die Mutter das Frühstück zum Bett gebracht,
Heut fordert ja keiner Klingel Geschrill,
Heut darf sie ja liegen, solang sie will,
Und alles um sie ist so sacht.

Und wohlig erwärmt sich der liebe Raum
Vom knisternden Tannenreis,
Und in den dämmernden Morgentraum
Duftet's holdselig wie Weihnachtsbaum,
Und fernher vom Kindheitswolkensaum
Läuten viel Glocken leis.

Und im großen Ornat der Herr Katechet
Scheint milde in ihren Schlaf
Und hält was, wovon ein Leuchten geht,
Ein Weißes, darein geschrieben steht
Mit einem goldenen Alphabet:
Fleißig, ehrlich und brav!

Brav, fleißig und ehrlich, du Zeugnisspruch,
Du, heilig durch uralten Brauch,
In meiner Mutter Dienstbotenbuch
Stehst du geschrieben auch.