Ein Becher voller Trunkenheit und Schäumen,
Glutstärk're Sonnen reiften dir die Reben,
Du spendest Sehnsucht - Sehnsucht ist das Leben,
Der Wünsche Spiegelbild in lieben Träumen.
An deinem Rande zögert meine Lippe -
Andringt der Lärm verworrner Lebensmahle,
Dort draußen feiern Larven und Gerippe:
Trug und Ernücht'rung ihre Bacchanale
Dort draußen dreht die Welt in irrem Kreisel,
Das Heiligste wird Ware dem Gemäkel,
Liebäugelnd schwingt der Tugendbold die Geißel,
Nackt geht die Sünde, schlecht verkappt der Ekel.
Dort sind die Wünsche dünne Seifenblasen,
Am Strohhalm zitternd spielerischer Launen -
Und jene Menschen kennen nicht das Staunen,
Das Weisheit quellt und Trunkenheit und Rasen.
Drum will ich dir die rote Rebe geben
Von meinem Haupt, du wundersame Schale -
Einsam mit dir bei heiligem Bacchanale,
Trinke ich Sehnsucht - Sehnsucht ist das Leben.
Ein Becher
Anton Wildgans
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