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Noch fühle ich die kahlgetünchten Wände,
Beklemmung morgendlichen Lampenlichts,
Die Unerbittlichkeit der Gegenstände
Des lieblos abgespulten Unterrichts.
All diese Stunden waren ohne Ende,
Und jenseits ihrer, grauen Angestchts,
Schon lauerten des Lernens stete Sorgen,
Die wachen Nächte und die Angst vor morgen.

Da tratst Du ein mit unbetonten Schritten,
Nicht wie ein Vogt, der einzuschüchtern naht.
Gleich legten sich die wilden Knabensitten,
Die Horde ward zum eingeteilten Staat.
Und Du, der gute Patriarch inmitten
Der lauschend hingebeugten Menschensaat,
Gabst mühelos von Deiner Arbeit Ernten,
So daß auch mühelos wir von Dir lernten.

Ein Lehrer warst Du, nicht ein Überwacher,
Und, unbewacht, bezähmte uns die Scham.
Mitschüler warst Du - nicht ein Widersacher -
Der mit uns, an uns zur Erkenntnis kam,
Dem willigzagen Schritt ein Wegemacher,
Ein Sonderer von Menschenwert und Kram.
Vor Deinem Ohr ward jede Phrase nichtig,
Und immer nur die Sache war Dir wichtig.

Dies ist die Zehrung, die Du mitgegeben
Den Schülern auf den vielverzweigten Pfad.
Das bloß Gesagte kann sich überleben,
Fortwirkt und -bildet nur des Lehrers Tat.
Die Deine war: daß Beispiel Du gegeben,
Nicht w a s nur, w i e auch man zu wissen hat.
So ward sonst flüchtig Haftendes beständig
Und bloßer Stoff durch Sittlichkeit lebendig.