Du junge Frau, ich seh´ dich alle Morgen,
Wie du dein Haar am offnen Fenster kämmst,
Die seid´ne Flut in deinen Rücken dämmst
Und dich dann rüstest für die neuen Sorgen.

Zuerst dem muntern Sänger Hanf und Krumen,
Horch, wie der kleine eifersüchtig piepst,
Weil du ihm nicht zugleich sein Wasser gibst,
Erst deine Lieblinge bedenkst, die Blumen.

Und dann - was da noch alles zu bezwingen
Für deine tapfere und brave Hand -
Doch funkelt´s auch bei dir von Schrank und Wand,
Und dennoch, junge Frau, hör´ ich dich niemals singen.

Ist´s nur darum, weil abends später Stunde
Dein Gatte erst von heißer Arbeit kehrt,
Vielleicht ermüdet deinen Küssen wehrt,
Die wie die Rosen blühn auf deinem Munde.

Oder weil Herbst ist und die volle Ähre
Sich tiefer vor der Sonne-Mutter neigt,
Der Traube Last die schwanke Rebe beugt
Und du was ahnst von all der süßen Schwere.