An Die Amme Meines Kindes

Und Traurigkeit, urplötzlich, schattenhaft,
Trübt deinen Blick und läßt ihn heimlich blinken,
Indeß dem Kind schlafmüd die Lider sinken,
Das Kinn noch feucht vom guten, starken Saft.

Du liebst es nicht und spielst nur Mutterschaft,
Wenn du ihm lächelnd gibst aus dir zu trinken,
Doch deinem Schmeichelwort und Augenwinken
Versagt der Ekel die Verstellungskraft.

Ich weiß, woran du denkst: ein fernes Tal,
Ein Haus und drinnen eine Wiege; Wind
Pocht an das Dach, und Schnee fällt manchesmal.

Doch bald ist Mai! - Nur daß indeß mein Kind
Aus dir nicht trinke Sehnens Lust und Qual,
Fürs Leben als ein töricht Angebind!

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